Willst du mein Integrator sein? Das waren nicht exakt die Worte, mit denen Thomas mich 2017 gefragt hat, ob ich mit ihm zusammen Frontastic gründe – aber so ähnlich 😅 Was wollte Thomas von mir?
Immer wieder sehe ich Startups oder Grownups mit stark Führungspersönlichkeiten an der Spitze, die mit ihrer Vision und Überzeugungskraft das Unternehmen vorantreiben. Sie sind beeindruckende Visionaries. Bei genauer Betrachtung ihrer Unternehmen stelle ich aber oft fest, dass die Unternehmen noch viel wirkungsvoller sein könnten, wenn es auf Augenhöhe des Visionaries einen Integrator gäbe. Einen Integrator, der nach innen wirkt, der das Führungsteam anführt und die Verantwortung für dafür übernimmt, das Unternehmen auf effizienteste Weise auf Kurs zu halten.
Nicht falsch verstehen, auch ohne den Integrator kann ein Unternehmen erfolgreich sein. Von außen betrachtet wirkt es aber oft, als wäre der Erfolg dem Zufall geschuldet. Es fehlt einfach an Struktur, Programm und nach konsequenter nach innen gerichteter Kommunikation. Denn das sind Dinge, die einen starken Visionary oft nicht interessieren. Und auch nicht interessieren müssen.
Zwei Typen von Mensch sind essentiell, um erfolgreich ein Startup zu gründen. Der erste Typus Mensch ist naheliegend: der Visionär. Ohne ihn oder sie kommt es selten zur Gründung. Es braucht diese Person, die mit Weitblick, Vorstellungskraft und sehr viel Energie einer Idee in eine Unternehmung wandelt.
Wie gesagt, diese Art von Mensch, oft wird er als Visionary bezeichnet, findet man in der Führung von sehr vielen Unternehmen. Aus meiner persönlichen Erfahrung und aus vielen Gesprächen habe ich gelernt, dass es dem Erfolg einer Unternehmung extrem gut tut (um es vorsichtig auszudrücken), wenn es einen zweiten Persönlichkeitstyp in der Führung gibt: den Integrator. Eine Persönlichkeit, die in der Lage ist, eine Idee in etwas konkretes umzuwandeln, die um diese Idee herum eine Organisation aufbaut, ein Team zusammenstellt (und zusammenhält) und die gemeinsam mit dem Visionary am Rahmenwerk der Unternehmung (Vision, Purpose, Values, Ways of Working, Rules & Roles, …) arbeitet und dieses schließlich umsetzt.
Oft höre ich wie bewundert vom Visionary (meistens dem CEO) gesprochen wird; dass er dem Unternehmen gedanklich Jahre voraus wäre und so weiter. Aber meine Erfahrung ist, dass das dem Unternehmen nichts nutzt, wenn es keine Kopplung zum Unternehmen auf Augenhöhe mit dem Visionary gibt. Und genau dieser Konterpart auf Augenhöhe ist der Integrator (oft der COO). Man kann die Rollenteilung auch auf andere Weise beschreiben: Der Visionary gibt die grobe Richtung vor (und stellt diese auch immer wieder in Frage) und der Integrator hält beständig den Kurs. Einfacher ausgedrückt: Der Visionary sorgt dafür, dass die Unternehmung die richtigen Dinge tut und der Integrator sorgt dafür, dass die Unternehmung die Dinge richtig tut. Damit ist auch schon gesagt, dass der Visionary sich im Regelfall aus dem Tagesgeschäft raushalten soll. Aber er muss regelmäßig den Integrator challengen.
Auch in einer anderen Perspektive lässt sich eine grundsätzliche Rollteilung vornehmen: Während der Visionary sehr stark nach Außen netzwerkt, ist es der Job des Integrators, nach Innen zu netzwerken – also z.B. das Leadership anzuführen oder auch (in der Verantwortung) bestehende Partnerschaften am Laufen zu halten.
Ein Startup muss so aufgestellt sein, dass es flexibel auf Veränderungen reagieren kann. Dafür ist der Integrator zuständig. Der Visionary, muss sich hingegen darauf verlassen können, dass das Startup bei einer notwendigen Kurskorrektur flexibel reagiert.
Springen wir noch einmal zurück an den Anfang des Artikels. Wie kam Thomas darauf, mich zu fragen? Thomas hatte in seinen vorherigen Positionen gelernt, dass er ein exzellenter Visionary ist, dass er aber jemanden braucht, der die Dinge richtig umsetzt, ein skalierbar Cye Unternehmen baut und dieses Unternehmen auf Kurs hält : den Integrator. Wir beide kannten uns schon über viele Jahre und Thomas hat genau diese Qualitäten bei mir festgestellt. Und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte: zusammen mit Toby, Kore und Manuel von qafoo haben wir Ende 2017 Frontastic gegründet und eine neue Software Kategorie geschaffen: Frontend as a Service oder auch Composable Commerce Plattform. Heute ist Frontastic Teil von commercetools – der Commerce Plattform der weltweit Unternehmen wie Audi, Qantas, AT&T, … vertrauen.