In diesem Artikel möchte ich aus der Praxis berichten. Es geht um eine der wesentlichen Säulen, wenn es darum geht, die Leute in einer Firma zu befähigen, eigenständige Entscheidungen zu treffen und ein Gefühl der Gemeinsamkeit zu entwickeln.
Ich habe schon in vielen Firmen gearbeitet. Wenn man alle Praktika und Aushilfsjobs mitzählt so um die 20. Und wahrscheinlich hat ca. die Hälfte davon Werte gehabt. Aber ich kann mich an kein Unternehmen erinnern, in dem wir die Werte gelebt haben.
Ich habe bis zur Gründung von Frontastic Werte auch eher als etwas “Weiches”, als ein “Nice-to-Have” angesehen. Vielleicht auch eher als etwas nach außen gerichtetes.
Aber Werte sind nach meiner Erfahrung essentiell um alle Teammitglieder zu vereinen und um sie zu befähigen, eigenständig Entscheidungen zu fällen.
Im Folgenden werde ich Euch unsere Werte vorstellen, kurz erläutern, wie wir zu den Werten gekommen sind und vor allem, wie es uns gelungen ist, die Werte in unseren Arbeitsalltag zu integrieren.
Values are there to be used
At Frontastic, the company I founded, we successfully implemented these 5 values:
- Make an impact
- Thirst for learning
- Transparency first
- We're in this together
- Diversity rules
We didn't spend very much time finding those values. And we didn't ask the people. At the time we decided on those values, we were about 15 people, and it was the leadership who decided to start with the set of 5 values.
Actually, we had about 9 values, and we somehow managed to merge them into those 5. If you read carefully, you might find some odd explanations — that’s from merging them.

Make an impact
The reason we're here is to disrupt the industry. To do that, we work fearlessly to achieve our mission. And we're passionate about helping our customers succeed.
We boldly go out of our comfort zones and aren't afraid to try something new. We always find ways to solve a problem, but first, we make sure we're solving the right problem.
We love what we do and it drives us to do our very best every day.
Thirst for learning
No one knows everything, and things are constantly changing. So, constant learning and openness to change are an integral part of our DNA. Because of that, we're addicted to learning, and we learn from everything. We try, learn, and adapt. Our successes show us what we did right and what we should replicate in the future. And we embrace our failures as they can only help us to improve.
We're independent thinkers, and we know when to ask for help.
We try to understand the motivation of others as we're not all alike, and we all know different things. We support each other and help each other grow. We share knowledge, and we mentor each other.


Transparency first
As a distributed team, it takes a conscious effort to share anything, and it's essential we do this. So, we make all information as public as possible. And we believe that a high-trust environment brings excellence to people and teams, so we're open and honest with everyone.
We're to the point (we don't talk around a subject), and we give direct feedback. We ask for clarification rather than assuming what someone else is saying.
When we make decisions, we also explain why as it's important to understand the reason for doing what we do.
This is how we create positive relationships, build trust, and move forward together.
We're in this together
We believe that a good team can achieve much more than a handful of excellent individuals. And even though we're all different, we work together to achieve success. So, co-operation and collaboration are key. We help and support one another, and we care for each other. We're a team, no matter if you're a colleague or a customer, and we value our competitors.
We have no ego and know it's impossible to know everything, so we value everyone's input and work together.
We're not scared to ask for help when we're stuck. We give effective feedback. We celebrate our successes together.
Flexibility is incredibly important to our team. We know that there's more to life than work, but we also know that work can be pretty demanding at times. We strive to find the right balance (we know it's not easy), and we help each other do that.


Diversity rules
The ideal team is made up of different personalities. So, we value the broad personality types we have in our team. And we're proud to be a diverse team spread across the world.
We build a safe community for everyone to be themselves. We're respectful and inclusive to all our teammates and in all our communications.
As we're from different backgrounds, it's possible to offend someone without knowing. But, we're not afraid to speak up when this happens to us. We hold each other accountable to gain more understanding. We always offer context, including the why and how. We're explicit in what we say. And we ask for clarification instead of interpreting what someone said.
We use asynchronous communication whenever possible, and we have consideration waiting for a response.
Wie wir unsere Werte gefunden haben
Wie oben bereits geschrieben, haben wir unsere Werte ziemlich pragmatisch definiert. Ohne Mitarbeit der Teammitglieder ausschließlich im Kreis der fünf Gründungsmitglieder. Wir waren allerdings zu dem Zeitpunkt auch nur 15 Leute. Durch einfache Fragen, vor allem aber durch das Abgucken, na sagen wir lieber: durch das Inspirieren lassen bei anderen Firmen haben wir eine Anzahl von ca. 15 Werten gefunden, die wir für uns als wichtig erachtet haben. Das war der einfache Teil.
Im nächsten Schritt ging es darum, die Werte zu reduzieren. Einige konnte man ganz einfach zusammenfassen. Andere entpuppten sich bei näheren Hinsehen als Worthülsen. Uns hat es sehr geholfen, einen Wert im Extrem zu denken oder auch, was wir tun würden, wenn z.B ein Teammitglied einen Wert gar nicht verkörpern würde. Wenn wir feststellten, dass es keinerlei Konsequenzen haben würde, haben wir den Wert gestrichen – denn es geht ja darum, etwas zu bewirken!
Am Ende hatten wir 9 Werte, die wir dann ziemlich hanebüchen zusammengefasst haben. Wer oben genau gelesen hat, dem ist evtl. aufgefallen, dass manche Punkte, die unterhalb der Werte stehen, nicht ganz unter die Überschrift passen. Aber schlimm war das nie und wir konnten das Thema abhaken. Ich würde sagen, dass wir netto ca. 6-8 Stunden in die Diskussion der Werte haben fließen lassen.
Werte leben – mit welchen Maßnahmen wir unsere Werte in das tägliche Leben integriert haben
Nachdem wir unsere fünf Werte definiert haben kam der schwierigere Schritt: wie gelingt es uns, die Werte zu nutzen, so dass sie ihren Zweck erfüllen.
Noch einmal: Für uns waren die Werte vor allem wichtig, um uns als Team zu definieren und um all zu befähigen, Entscheidungen zu fällen.
Bekanntmachen der Werte
Natürlich gab es eine schöne Seite in unserem Intranet in “Notion” und auch auf unserer Webseite waren die Werte schön aufgelistet. Aber das hilft aus meiner Erfahrung wenig.
Daher haben ich alle drei Wochen einen 15 min Termin angesetzt, um mit meinem Mitgründer Thomas darüber zu brainstormen, wie wir die Werte noch besser in unsere täglichen Abläufe integrieren können. Ich glaube wir haben drei Termine gebraucht um festzustellen, dass wir bereits gut genug sind.
Die erste Idee war einfach: Wir haben in Slack einen sogenannten Kudos-Bot (heute heißt er “Karl”) genutzt, mit dem sich Teammitglieder untereinander für besondere Leistungen loben konnten. Das wurde sehr rege genutzt – jede Woche wurden 4-7 von solchen Loben ausgesprochen. Karl bietet die Möglichkeit, einen oder mehrere Werte einem Lob zuzuordnen. Das ergibt sehr viel Sinn, war einfach umgesetzt und förderte die Auseinandersetzung mit den Werten.
Der zweite große Durchbruch bezog sich ebenfalls auf einen Slack-Bot.
Wir haben jeden Freitag eine kurze persönliche Retrospektive durchgeführt. Ein Slack-Bot (Geekbot) hat jedem Mitarbeitenden dabei ca. 5 kurz Fragen vorgelegt über die man eingeladen war, über die vergangen Tage zu reflektieren. Die Antworten wurden in einem für alle zugänglichen Slack-Channel geteilt.
Unsere bahnbrechende Idee ware, diese Fragen so umzuformulieren, dass sie zu unseren Werten passen, bzw. dass die Fragen die Werte reflektieren. Das war überraschend einfach und so lauteten die Fragen fortan in etwa
- Make an Impact: wie ist es Dir in der letzten Woche gelungen, einen Impact zu leisten?
- We’re in this together: Gab es in der vergangenen Woche gute Beispiele für Teamarbeit? Wurde Dir geholfen oder hattest Du die Gelegenheit einer anderen Person zu helfen?
- Thirst for learning: Was hast Du gelernt? Gab es irgendwelche Fuck-Ups?
- Transparency first: Gibt es ansonsten noch etwas (auch privates) was Du mit anderen teilen möchtest?
- …
Am Ende hat man die eigene Stimmung noch mit 1-5 Punkten bewertet und die anderen wissen lassen, was man für die nächste Woche plant.
Diese kurze Retrospektive war ein Dauerrenner. Auch wenn es ab und an mal eine Erinnerung brauchte haben halbjährliche Umfragen doch ergeben, dass eine Mehrheit befürwortet, an diesem Artefakt festzuhalten.
Beispiele und was das Leadership tun und lassen muss
Gerade als Leader hat es mich immer wieder gefreut, wenn Diskussionen auf Basis der Werte geführt wurden oder dieser zur Entscheidungsfindung hinzugezogen wurden.
Ein zwei Beispiele aus der Praxis:
- Mir war es sehr wichtig, dass es ausreichend sozialen Austausch (Smalltalks, gemeinsame Online-Aktivitäten, …) gibt. Dieses Anliegen habe ich sehr vehement vorgebracht, weil es eine der 3-4 kritischen Säulen für den Erfolg von verteilten Teams ist. In einem Gespräch mit einem unserer Tech-Gründer, habe ich gelernt, dass das Maß an sozialer Interaktivität aber sehr unterschiedlich ist. Also die “Norm” wie viel Austausch man außerhalb der Partnerschaft oder Familie man hat. Und ich habe mich in einem Gespräch mit einem Mitarbeiter selbst gefragt, ob und warum ich überhaupt verlangen kann, das jedes Teammitglied diese soziale Interaktion pflegt – schließlich hatten wir den Wert “Diversity Rules”. Und das tolle war: Mein Gesprächspartner brachte mich wieder auf den richtigen Kurs: Denn wir haben ja auch den Wert “We’re in this together” und basierend auf diesem Wert kann ich es sehr wohl verlangen – aber eben nicht, indem ich alle über einen Kamm schere, sondern indem ich berücksichtige, was jedes Individuum leisten kann.
- Ein für mich besonders bewegendes Beispiel kommt aus dem Support. Bei einem unserer Kunden war es zu einer Auszeit gekommen. Beim Erstellen des Post-Mortems kam heraus, dass unser DevOps-Team das Problem im Kunden Code bereits im Vorfeld entdeckt hatte. Sie hatten für die Support-Kommunikation eine E-Mail vorbereitet, die der Support allerdings nicht 1:1 an den Kunden weitergeleitet hatte, sondern in abgewandelter abgeschwächter Form. Da ich den Support verantwortet habe, war es mein Job, ein erstes Wörtchen mit dem entsprechende Kollegen zu sprechen. Auf meine Frage, warum er die E-Mail nicht 1:1 sondern in abgeschwächter Form weitergeleitet habe, guckte mich der Kollege ganz überrascht an: “Aber Henning, das konnte ich doch nicht tun!” Auf meinen überraschten Blick, führte er weiter aus: “Das hätte doch im Widerspruch zu unserem Wert “We’re in this together” gestanden. Der gilt doch auch nach außen, zu unseren Geschäftsbeziehungen!”. Dagegen konnte ich nicht viel sagen. Denn es ist natürlich genial, wenn die Mitarbeitenden, auf Basis der Werte entscheiden. Das einzige, was mir übrig blieb, war auch hier mit Werten zu argumentieren: “Make an impact” war hilfreich, um eine gute Balance zu finden und für das nächste Mal eine Formulierung zu finden, die dem Kunden die Dringlichkeit aufzeigt ohne einen Graben zwischen uns und den Kunden zu ziehen.